Traditionsbruch

Dienstag, 20. März 2012

„Verlassen war ich, jetzt bin ich verkannt“. Deutsche Dichter als Opfer des Traditionsbruches im 20. Jahrhundert

Vortrag von Dr. Christoph Fackelmann

Neuer Klub Salzburg, Restaurant „Urbankeller“, Schallmosser Hauptsraße 50, 5020 Salzburg

Beginn: 19 Uhr (freier Eintritt)

Aus Anlaß des neu erschienenen Buches:

Karl J. Trauner / Christoph Fackelmann: Vergessene Dichter – verschwundenes Wort. Porträts und Skizzen zur deutschen Literaturgeschichte des 20. Jahrhunderts. Wien 2011 (= Eckartschrift 205).

Es ist wahr: Das dichterische Wort unterliegt dem Wirrsal der Zeitläufte.  Moden des literarischen Geschmacks, weltanschaulicher Werte- und politischer  Gesinnungswandel: davon ist abhängig, welches Schicksal die Zeugnisse des  dichterischen Schaffens vergangener Epochen bei der Nachwelt erfahren. Die  deutsche Literaturgeschichte des frühen und mittleren 20. Jahrhunderts kennt  besonders schwerwiegende Konflikte und Veränderungen in der Schaffenskultur,  sodass die Gültigkeit dessen, was die Großelterngeneration gelesen, geschätzt  und gepriesen hatte, bereits von der Elterngeneration gründlich in Zweifel  gezogen wurde, und die dereinst verehrten Werke und ihre Verfasser von den  Enkeln schon wieder weitgehend vergessen erscheinen.

Womit hat dies zu tun? Mit den politischen  Katastrophen der dreißiger und vierziger Jahre, mit einem gewaltigen  Traditionsbruch nach der Jahrhundertmitte, mit dem um sich greifenden Verlust an  eigener Geschichte? Und ist das Vergessenwerden ein gerechter Vorgang, der nur  solche Erscheinungen trifft, die es „verdient“ haben, oder gar ein gleichsam  naturnotwendiger Prozess, der das Schwache, Schädliche aussiebt?

Das Buch geht diesen Fragen anhand ausgewählter Fälle nach: Von einer  allgemeinen Problemskizze eingeleitet, zeichnet es die Porträts dreier Dichter,  deren Ruhm verklungen ist bzw. deren Gestalt ganz entscheidenden Veränderungen  in der Wahrnehmung unterzogen wurde: Hermann Löns (1866–1914), der große  norddeutsche Naturschilderer und einer der Lieblingssänger der Jugendbewegung,  Franz Karl Ginzkey (1871–1963), der romantisch-besinnliche Dichter des alten  Österreich und Schöpfer vielgeliebter Balladen und Kinderbücher, sowie Franz  Spunda (1890–1963), der „Erfinder“ des Magischen Romans und Verfasser  mitreißender mythologischer und historischer Erzählungen. Ein abschließendes  Kapitel stellt das erste Hauptwerk des Lyrikers Josef Weinheber (1892–1945) vor: „Adel und Untergang“ (1934), ein Buch von beeindruckender Kraft und Dichte, von  atemberaubender künstlerischer Vielfalt, das den großen, jedoch heute  vergessenen oder in Verdacht geratenen Erfolg des Dichters begründete.

Was spricht dafür, diesen Dichtern trotz allen Zweifeln auch heute noch, ja  gerade heute wieder eine Chance zu geben? Die Sammlung will zu literarischen  Entdeckungsreisen einladen und zu Verantwortung gegenüber dem Kunstgeist in  deutscher Sprache aufrufen.

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