Christian Weinheber-Janota verstorben

Am 26. Dezember 2017, wenige Wochen nach seinem 76. Geburtstag, ist der Präsident der Josef Weinheber-Gesellschaft, Herr Christian Weinheber-Janota, nach langer, schwerer Krankheit verstorben.

Geboren am 5. Dezember 1941 in Wien, wurde der einzige Sohn und Nachkomme Josef Weinhebers am 4. Jänner 1942 im Stephansdom im Beisein seines Vaters auf den Namen Johann Christian getauft. Die Kindheit verlebte er in Linz, wo seine Mutter, die studierte Germanistin Dr. Gerda Janota, in der Leitung der elterlichen Fabrik beschäftigt war. 1949 ging sie die Ehe mit Dr. Anton Stadler ein; Christian erhielt zwei Halbschwestern. 1961, drei Jahre nach dem Tode der Witwe Hedwig Weinheber, konnte der Sohn des Dichters das Landhaus im niederösterreichischen Kirchstetten beziehen, das er seither mit seiner Familie bewohnte. Auf Initiative Siegfried Ludwigs, des damaligen Landeshauptmanns von Niederösterreich, wurde ihm das Recht eingeräumt, den väterlichen Familiennamen zu führen.

Christian Weinheber-Janota (1941-2017) mit seiner Mutter, Dr. Gerda Stadler-Janota (1916-2008)

Nach dem glücklichen Abschluss des bis 1974 währenden Erbschaftsstreits gelang es Christian und seiner Mutter, den Nachlass Josef Weinhebers vollständig und unversehrt in die Obhut der Österreichischen Nationalbibliothek zu übergeben. Im Haus selbst wurden, von Christian und seiner Familie liebevoll betreut, einige Schauräume samt einer kleinen Dauerausstellung rund um das im ursprünglichen Ambiente belassene Arbeitszimmer Josef Weinhebers eingerichtet. Tochter, Schwiegersohn und Enkeltochter hauchten dem alten Haus neues Leben ein. Viele Reisende, die sich auf die Spuren des Dichters Josef Weinheber begeben hatten, fanden hier freundliche Aufnahme und in Christian Weinheber-Janota einen kundigen Führer. Im Laufe der Zeit wuchs er, der beruflich im Versicherungswesen tätig war, immer tiefer in die Rolle des Vermittlers und Bewahrers des väterlichen Erbes hinein.

Seit Ende der achtziger Jahre drückte sich dies auch darin aus, dass er das Amt des Präsidenten der Josef Weinheber-Gesellschaft versah. In den rund drei Jahrzehnten seiner Obmannschaft suchte er die oftmals verworrenen, leider immer seltener unter einem glücklichen Stern verlaufenden Pfade der öffentlichen Auseinandersetzung mit Josef Weinheber nach Kräften in verbindliche und besonnene Bahnen zu lenken. Organisatorisch trug er unter anderem maßgeblich dazu bei, dass die große Ausgabe der Sämtlichen Werke Josef Weinhebers, herausgegeben von Friedrich Jenaczek, zum Abschluss gelangte und dass im Gedenkjahr 1995 eine bis heute Maßstäbe setzende Weinheber-Ausstellung in den Räumlichkeiten der Österreichischen Nationalbibliothek stattfinden konnte. Er betreute die gedruckte Jahresgabe der Josef Weinheber-Gesellschaft, bemühte sich um die Verwirklichung der bislang letzten Neuauflage der Weinheberschen Gedichtbücher, die das Niederösterreichische Pressehaus in den achtziger und neunziger Jahren vorlegte, zeichnete selbst als Herausgeber des „Großen Josef Weinheber Hausbuchs“ im Tosa Verlag (1995) verantwortlich, sorgte über viele Jahre hinweg für die traditionelle Dichterlesung im Gemeindesaal von Kirchstetten und sprang obendrein wissbegierigen jungen Weinheber-Forschern wie dem Unterzeichner dieser Zeilen, die am Tor des einstigen Aigenhofs läuteten, hilfreich bei.

Die Liste seiner Verdienste ließe sich noch lange fortsetzen. Unvergessen bleiben aber nicht nur sie, sondern vor allem sein geradliniges und gutmütiges Wesen, die herbe Herzlichkeit. In ihr kann vielleicht jene Charaktereigenschaft erblickt werden, die ihn am tiefsten mit dem berühmten Vater verband (dem er im Aussehen so ähnelte, dass manch Alteingesessener der Dorfgemeinde, der den Dichter noch persönlich erlebt hatte, ebenso manch Einkehrer im Weinheberhaus, der das Bild seines Lieblingspoeten verinnerlicht hatte, sich vor Staunen die Augen rieb). Hingegen war es wahrscheinlich das mütterliche Erbteil, das ihn mit beiden Beinen fest im Leben stehen ließ und ihm jene bewundernswerte Zuversicht verlieh, die er selbst noch in der schweren Zeit seiner Krankheit nicht verlor.

Der Kreis der Freunde des Dichters Josef Weinheber in aller Welt wird Christian Weinheber-Janota immer zu großem Dank verpflichtet sein. Wir werden ihm mit überzeugtem Herzen ein würdiges Angedenken bewahren.

Christoph Fackelmann

2 Kommentare zu “Christian Weinheber-Janota verstorben

  1. In guter Erinnerung habe ich – auch wegen der drängenden Zeit – den Besuch bei Christian Weinheber-Janota im Weinhebermuseum, als ich dem Präsidenten der Thomas Mann Gesellschaft Zürich, Dr. Thomas Sprecher, nach einem Krenek-Symposion über Mann und Krenek in Krems den Vorschlag machte, vor der Rückfahrt zum Flughafen Schwechat noch einen Abstecher nach Kirchstetten zu machen, um dort neben dem Weinheber-Museum auch das Museum des Gatten von Erika Mann, Wystan H. Auden, zu besichtigen. Ich versagte als Chauffeur und fuhr – ohne GPS – falsch von der Autobahn ab. Daraufhin operierte Herr Sprecher mit seinem nagelneuen Tablet, rief Christian Weinheber-Janota bereits außerhalb der Besuchszeit an und wurde sofort erhört. Zu dritt, Thomas Sprecher, Frau Dr. Katrin Bedenig und ich, wurden wir, vom mobilen GPS kundig geführt, eine halbe Stunde später von Herrn Weinheber-Janota bereits am Gartentor empfangen und ohne Hetze durch die beiden Gedenkstätten geführt. Dieser literarhistorische Abstecher in Niederösterreich ist mir unvergesslich – auch wegen der Prominenz des Museumskurators.
    Dr. Franz Zeder (Deutschlandsberg)

  2. Pingback: Jahresbericht 2017 / Programmausblick 2018 | Weinheber-Forum

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