Neuer Band der Literaturwissenschaftlichen Jahresgabe erschienen

Literaturwissenschaftliche Jahresgabe der Josef Weinheber-Gesellschaft. N. F. 2010/2011/2012: Essays – Interpretationen – Mitteilungen aus der Forschung. Im Auftrag der Josef Weinheber-Gesellschaft hrg. v. Christoph Fackelmann. Wien-Berlin: LIT Verlag 2014; ISBN 978-3-643-50445-6, 306 Seiten, brosch., zahlr. Abbildungen, Euro 34,90.

JG 2012 U1Klappentext:

Die neuen Beiträge legen den Schwerpunkt auf Epochenfragen und wirkungsgeschichtliche Zusammenhänge: Für die Einbettung und Verortung des Werkes von Josef Weinheber (1892–1945) wird der Begriff der „Konservativen Revolution“ ins Spiel gebracht und auf seine literarhistorische Valenz geprüft. Eine vergleichende Studie unternimmt es, erstmals die Figur des Dichters Josef Weber (1892–1969) aus dem niederösterreichischen Umkreis Weinhebers für die Literaturforschung zu erschließen. Und in einer vollständigen Edition mit ausführlichem Nachwort wird Weinhebers Briefwechsel mit dem Dichterphilosophen E. G. Kolbenheyer (1878–1962), dem Verfechter eines „naturalistischen Konservativismus“, zugänglich gemacht – ein wichtiger Mosaikstein zum Verständnis der späten Jahre …

Kurzbesprechung:

„Wie leicht müssen es diejenigen, die nicht wie wir zwischen zwei Zeiten und Welten gelebt hatten, gehabt haben. Etwa diejenigen, die um die Jahrhundertwende die Welt ansahen. Wir heute, wir haben eine entsetzliche Verantwortung.“ Diesen Stoßseufzer richtete Josef Weinheber (1892–1945) im Sommer 1935 an Erwin Guido Kolbenheyer (1878–1962). Von 1934 bis zu seinem tragischen Tod kurz vor dem Ende des Krieges stand der Wiener Lyriker in einem freundschaftlichen Briefwechsel mit dem in München ansässigen einflussreichen Dichter und Weltanschauungsschriftsteller sudetendeutscher Herkunft. Die gesamte Korrespondenz ist in dem soeben erschienenen neuen Band der Schriftenreihe der Josef Weinheber-Gesellschaft, von einem ausführlichen literarhistorischen Nachwort erläutert, erstmals veröffentlicht.

Künstler und Denker in einer Epoche des Übergangs zu sein, auf dem alles Bisherige auf des Messers Schneide stehe, das Kommende und Zukünftige aber noch nicht Gestalt angenommen habe: Dieses bedrängende Lebensgefühl bestimmte das Schaffen der beiden Einzelgänger, deren Sympathie füreinander grundverschiedene Ausgangspositionen zu überwinden verstand. Aber mehr noch: Das Gefühl war für Generationen deutscher Schriftsteller prägend, die durch den „Großen Krieg“ von 1914/18 hindurchgegangen waren und deren Wirkung in den Bürgerkriegsjahrzehnten danach kulminierte. Jene unter ihnen, die versuchten, den „Verwüstungen der Moderne“ aus dem Geist von Tradition und Nation ein neues Ganzes entgegenzusetzen und so noch einmal festen Boden zu gewinnen, fanden unter dem Dach der sog. Konservativen Revolution zusammen.

Ein zweiter Schwerpunkt des Bandes widmet sich den literarischen Aspekten dieser epochalen Bewegung, die nicht nur eine politische, sondern auch eine eminent kulturelle Dimension besaß. Das Ringen um „schöpferische Restauration“ (Rudolf Borchardt) war freilich höchst schillernd, umfasste vielerlei Formen, Genres und Niveaus. Die hier versammelten Skizzen versuchen das Fundament zu legen für das größere Vorhaben eines bio-bibliographischen Handbuchs, das der Dichtung im Umkreis der Konservativen Revolution insgesamt gewidmet sein soll.

Die Sammlung von Beiträgen und Quellen wird abgerundet durch eine Studie über Josef Weber-Wenzlitzke (1892–1969), eine vergessene Persönlichkeit aus dem niederösterreichischen Umkreis Josef Weinhebers. Zum ersten Mal wird das interessante Werk dieses Schriftstellers und Arztes einer profunden literarhistorischen Betrachtung unterzogen und anhand eines nachgelassenen, bislang unveröffentlichten Totengedichts aus dem Jahr 1947, „Märzelegie“, in die Geschichte der künstlerischen Weinheber-Rezeption einbezogen. – Ein berührendes Zeugnis der historischen Auseinandersetzung mit Weinheber bildet auch der Brief an den Dichter und Literaturgelehrten Werner Kraft aus dem Jahr 1963, der zum Andenken des großen Weinheber-Philologen Friedrich Jenaczek (1918–2011) im vorliegenden Buch mitgeteilt wird. (Ferdinand Canapellis)

Das Buch kann im Buchhandel oder direkt über den Verlag bezogen werden: http://www.lit-verlag.de/isbn/3-643-50445-6

Mitglieder der Josef Weinheber-Gesellschaft erhalten ein Freiexemplar.